Medizintechnische Lösungen bei Multimorbidität

BMBF startet erste Fördermaßnahme zur bedarfsorientierten Forschungsförderung: Fokus Multimorbidität

Eine zentrale Handlungsempfehlung aus dem Nationalen Strategieprozess ist es, konkrete Versorgungsbedarfe verstärkt als Ausgangspunkt der Forschungsförderung zu definieren. Mit der aktuellen Fördermaßnahme „Medizintechnische Lösungen bei Multimorbidität“ greift das BMBF diese Empfehlung erstmals gezielt auf und setzt dabei Impulse für eine stärkere Kooperation zwischen Industrie- und Versorgungsforschung. Bewerben können sich industriegeführte Konsortien, die risikoreiche und vorwettbewerbliche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben umsetzen wollen.

Die Einreichungsfrist ist beendet. Es können keine weiteren Skizzen berücksichtigt werden.

Chronische Krankheiten zählen zu den häufigsten und gesundheitsökonomisch bedeutsamsten Gesundheitsproblemen. Multimorbidität, eine zumeist chronische Mehrfacherkrankung, wird mit höherem Alter zunehmend problematisch. Da in der Regel mehrere Organsysteme betroffen sind, greifen Krankheitsfolgen, die damit verbundenen Funktionseinschränkungen sowie erforderliche Therapien in komplexer Weise ineinander. Somit entsteht ein vielschichtiger und sehr individueller Behandlungsbedarf, der durch bisherige Therapiekonzepte nur unzureichend adressiert wird – dies ist die Schlussfolgerung der Expertendiskussionen im Rahmen des  Nationalen Strategieprozesses „Innovationen in der Medizintechnik“. Im Schlussbericht  wurde das Thema Multimorbidität daher mit Blick auf eine bedarfsorientierte Forschungsförderung als besonders dringliches Thema für Forschung und Entwicklung eingestuft.

Nach Ansicht der Experten sind dabei insbesondere besser aufeinander abgestimmte, innovative Wege der Behandlung von Multimorbidität gefragt. Diese sollen nun mit der Fördermaßnahme „Medizintechnische Lösungen bei Multimorbidität“ vorangetrieben werden. Ziel der im Rahmen von Verbundprojekten entwickelten Produkte soll es sein, mithilfe medizintechnischer Lösungen im klinischen Umfeld das Risiko oder das Ausmaß einer behandlungsbedürftigen Mehrfacherkrankung zu minimieren. Hierbei ist vor allem eine möglichst zeitsparende, minimalinvasive und umfassende Behandlung relevanter Funktionseinschränkungen anzustreben, etwa mit Blick auf den Bewegungsapparat, das Nervensystem sowie Störungen des Gastrointestinal- oder des Urogenitaltrakts. Aber auch Komplikationen, Wunden, Schmerzen nach medizinischen Maßnahmen oder Medikationsprobleme stellen medizinische Herausforderungen bei der Behandlung multimorbider Patienten dar, die mithilfe innovativer medizintechnischer Lösungen effizienter als bisher adressiert werden könnten.

Mit der neuen Fördermaßnahme werden industriegeführte Konsortien angesprochen, die risikoreiche und innovative Forschungs- und Entwicklungsvorhaben realisieren wollen. Ein zentrales Ziel ist es hierbei, mehrere Unternehmen entlang einer konkreten Versorgungskette, von der präoperativen Diagnostik bis zur postklinischen Nachsorge, zu vernetzen und auf diese Weise einem integrierten Versorgungsmanagement im klinischen Umfeld Vorschub zu leisten. Für konkrete Versorgungsfragen können daher auch Versorgungsforscher gezielt eingebunden werden.

Das Förderverfahren ist zweistufig. In der ersten Stufe sind zunächst dem Projektträger Gesundheitswirtschaft, Bereich Medizintechnik, Projektskizzen vorzulegen. Der Projektträger ist angesiedelt an der VDI Technologiezentrum GmbH in Berlin. Auf der Grundlage der in der Bekanntmachung des BMBF konkretisierten Bewertungskriterien werden die für eine Förderung geeigneten Projektideen ausgewählt. Die eingereichten Projektvorschläge stehen untereinander im Wettbewerb. Das BMBF behält sich vor, sich bei der Förderentscheidung unter Verwendung der eingereichten Unterlagen durch unabhängige Experten beraten zu lassen.